Was bedeutet eigentlich Femizid?

TW: Gewalt

Was macht einen Mord zum Femizid?

Die WHO versteht unter Femizid „die vorsätzliche Tötung einer Frau, weil sie eine Frau ist“. Demnach sind Frauen¹ von Femiziden betroffen, aber nicht jeder Mord einer Frau gilt automatisch als solcher. Lediglich wenn das Geschlecht das Tatmotiv darstellt, wird von einem Femizid gesprochen. Diese Tötungen sind ein extremer Ausdruck allgemeiner Frauenunterdrückung innerhalb einer patriarchalen Gesellschaft. Die Täter sind dabei in der Regel Männer, wobei die Gewalt zu einem Großteil von bereits bekannten Personen ausgeht, teilweise unter Beteiligung weiblicher Familienmitglieder. 35% aller Femizide werden von intimen Partnern begangen. Häufig handelt es sich dabei um (Ex-) Partner. Die Ermordung geht in der Regel mit häuslicher Gewalt, Drohungen, Einschüchterung, sexueller Gewalt und einem starken Machtgefälle einher. In Deutschland wird durchschnittlich jeden dritten Tag eine Frau durch ihren (Ex)Partner umgebracht. In den Medien werden die Gräueltaten anschließend gerne als „Familiendrama“ oder „Beziehungstat“ relativiert.


Was ist ein Ehrenmord?

Ehrenmord stellt eine Unterkategorie von Femiziden dar, wobei es sich speziell um die Ermordung durch Familienangehörige handelt. Grund dafür kann unerwünschtes (Sexual-) Verhalten, außereheliche Schwangerschaft, Vergewaltigung, etc. sein. Die Ermordung der Tochter, Schwester oder Cousine soll den Ruf der Familie schützen. In den Ländern des globalen Nordens werden diese Taten oft als kulturelle Tradition abgestempelt, dabei handelt es sich tatsächlich um eine extreme Form von Gewalt gegen Frauen. Pro Jahr werden geschätzt 5000 Ehrenmorde begangen.


#NiUnaMenos (span.: „nicht [noch] eine weniger“)

In Argentinien formierte sich 2015 eine feministische Bewegung, die gezielt die vielen Femizide im Rahmen des Machismos in Südamerika thematisiert und anprangert. Als Protestmittel wurde die feministische Hymne „Un violador en tu camino” (span.: „Ein Vergewaltiger auf deinem Weg“) ins Leben gerufen, die schnell zu einem weltweiten Phänomen wurde und für Massenproteste in Peru, Uruguay, Chile, Mexico, Spanien, Italien, … sorgte und letztlich unter anderem den „Women’s March“ 2017 in Washington inspirierte.

 

¹Bislang wird der Begriff „Femizid“ im Rahmen des binären Geschlechtermodells gedacht. Zur Inklusion von trans* und nicht-binären Menschen konnten keine Informationen gefunden werden.


Quellen

https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/77421/WHO_RHR_12.38_eng.pdf;sequence=1

https://www.polizei-beratung.de/startseite-und-aktionen/aktuelles/detailansicht/femizid-wenn-maenner-frauen-toeten/

https://www.gender-glossar.de/post/femizid

 

Was bedeutet eigentlich weißer Feminismus?

„Weißer Feminismus“ oder „white feminism“ ist eine Art von Feminismus, bei der speziell die Bedürfnisse weißer cis-Frauen¹ der Mittelschicht im Fokus stehen. Das Wort „weiß“ bezieht sich dabei auf Menschen, die keine Rassismuserfahrungen machen. Das heißt allerdings weder, dass alle Feminist*innen, die weiß sind automatisch in diese Kategorie fallen, noch, dass weißer Feminismus lediglich von weißen Menschen ausgeübt wird. Ihr (vermeintlicher) Kampf nach Gleichbehandlung und -berechtigung ignoriert die Individualität und Vielschichtigkeit von Diskriminierung. So werden Themen wie z.B. (zugeschriebene) Herkunft und Klasse in ihrem Diskurs nicht aufgegriffen, sondern lediglich Probleme beleuchtet, die sie (als privilegierte Personen) betreffen. Problematisch daran ist, dass so z.B. rassistische und klassistische Strukturen nicht erkannt und die damit einhergehenden Probleme nicht bekämpft werden. Häufig findet ihre Argumentation auf Kosten bereits diskriminierter und marginalisierter Gruppen statt. Es ist demnach als Feminismus der Mehrheitsgesellschaft zu verstehen und bildet einen Gegensatz zum intersektionalem Feminismus.


Weißer Feminismus über die Jahre

TW: Gewalt gegen trans* Personen

Weißer Feminismus existiert bereits seit Beginn des Feminismus selbst (Anfang 20. Jahrhundert). Klassische Themen dabei sind unter anderem das Wahlrecht für Frauen, ungehinderter Zugang zu Bildung oder das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche. Dabei handelt es sich um wichtige Problematiken, auf die definitiv aufmerksam gemacht werden muss, allerdings treffen sie nicht alle Personen gleichermaßen. So kämpften beispielsweise in den 1970er Jahren weiße Frauen für das Recht arbeiten gehen zu können. Zeitgleich waren Schwarze Frauen gesamtgesellschaftlich dazu gezwungen arbeiten zu müssen, um überhaupt überleben zu können. Beide Menschengruppen haben also unterschiedliche Ausgangssituationen und Privilegien. Ein weiteres Beispiel ist das Streben nach sexueller Selbstbestimmung durch Verhütung und Schwangerschaftsabbrüchen. Der Fakt, dass trans* Person sich noch bis 2011 im Rahmen der Personenstandsänderung einer Zwangssterilisation unterziehen mussten, wurde hingegen nicht thematisiert. Weiterhin aktuell ist auch die Debatte um Verschleierung auf Grund der Religion. Weiße Feminist*innen machen sich dafür stark, dass keine Frau durch ihre Kleiderwahl unterdrückt wird. Der Aspekt ist besonders mit Hinblick auf die feministischen Kämpfe in Afghanistan und Iran äußerst brisant. Dennoch wählen viele Muslima ihre Körperbedeckung selbstbestimmt. Die Forderung nach einer „Zwangsentkleidung“ ist demnach übergriffig und spricht Betroffenen die Religionsauslebung ab.


Was tun gegen weißen Feminismus?

Es ist bequem sich auf die eigenen Probleme zu konzentrieren und die Komplexität des Patriarchats zu ignorieren. Doch Feminismus muss als etwas Größeres verstanden werden, das nicht an den Grenzen der persönlichen Betroffenheit endet. Aus diesem Grund braucht es Schnittstellen mit möglichst vielen verschiedenen Lebensrealitäten, die anschließend in das eigene Verständnis von Feminismus integriert werden. Das ist hauptsächlich möglich, in dem Menschen, die Mehrfach diskriminiert sind, zugehört wird. Zu empfehlen ist es, Aktivist*innen auf social media zu folgen, die über Feminismus im Zusammenhang mit z.B. Rassismus, Klassismus, Trans*identitäten, Behinderungen, … aufklären. Natürlich bieten sich auch Bücher, Podcasts, Zeitschriften, etc. an. Wichtig dabei ist, die aufgenommenen Informationen zu reflektieren und das eigene Handeln entsprechend anzupassen. Auf diese Weise kann das Verständnis von Feminismus möglichst intersektional werden.

 

¹“Cis-Frauen“ sind Frauen, die bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen bekommen haben


Quellen
https://innenansicht-magazin.de/2018/10/05/was-ist-eigentlich-white-feminism/

Podcast Feuer & Brot: „Wozu nochmal Feminismus? Über weißen, Schwarzen, Sex positiven und Choice Feminismus“

Rede zu Clara Zetkin – FemKo

Clara Zetkin, die 1857 als Clara Eißner geboren wurde, war eine der führenden Feministinnen ihrer Zeit.

Zetkin verband feministische Forderungen mit den Ideen des Marxismus. Sie ging 1882 ins Exil, da sie in Deutschland erst an der Ausübung ihres Berufes als Lehrerin gehindert wurde und später auf Grundlage des Sozialistengesetzes mit Verfolgung uns Gefängnis zu rechnen hatte.

Ihr politisches Engagement nahm nach dem Tod ihres Partners und Vaters ihrer beiden Söhne zu; Zetkin knüpfte Kontakte zu führenden Personen der europäischen Arbeiter*innenbewegung, wie zum Beispiel zu Lenin und Rosa Luxemburg, mit der sie eine lebenslängliche Freundschaft verband. Sie wurde zu einer überzeugten Internationalistin.

Gleichzeitig begann sie auch sich mit der „Frauenfrage“ zu beschäftigen, was bald ihr politischer Schwerpunkt wurde. Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges setzte sie sich kompromisslos für frieden ein und widersprach damit der Linie ihrer Partei. Infolge ihres internationalistisch-pazifistischen Engagements wurde sie verhaftet, jedoch wenig später aufgrund von Protesten der breiten Bevölkerung wieder freigelassen.

Während sie in der DDR bekannt und – nicht zuletzt durchihre Abbildung auf dem 10 Mark Schein – ständig präsent war, ist sie heute bei weiten Teilen der Bevölkerung in Vergessenheit geraten.

Selbst dass sie es war, die den internationalen Frauentag, heute Feministischer Kampftag genannt, begründete, weiß fast niemand mehr. Noch weniger bekannt ist, dass Clara Zetkin die erste internationalen Frauenkongresse Anfang des 20. Jahrhunderts ins Leben rief.

Angesichts ihrer Schlüsselrolle in der feministischen Bewegung sollten wir alles dafür tun, dass ihr Erbe nicht in Vergessenheit gerät. Und, wir sollten uns daran erinnern, dass feministische Emanzipation nur antikapitalistisch sein kann. Erinnern heißt kämpfen. Für eine klassenkämpferische, feministische Perspektive.

Rede zum „Wear it Purple Day“-Femko

Heute ist der wear it purple day. Ein Tag, an dem wir lila tragen, um uns mit queeren Jugendlichen zu solidarisieren. Ein Tag, an dem wir gemeinsam ein starkes Zeichen für Diversität setzen.
Und ja, eigentlich sollte heute ein Tag zum Feiern sein. Diversität bereichert unser Leben und ich kann nur immer wieder darüber staunen, wie schön es ist, dass es so viele verschiedene Menschen gibt. Mit ihren unterschiedlichsten Blickwinkeln auf die Welt.
Der wear it purple day wurde 2010 ins Leben gerufen und ist eine Antwort auf die grausame Lebensgeschichte vieler queerer junger Menschen. Er ist eine Antwort auf die schrecklichen und demütigenden Erfahrungen, die Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans, Inter, Nonbinary und Agenderpeople bis heute erfahren müssen.
Queere Geschichte ist stark. Unsere Brüder und Schwestern, unsere queeren Vorkämpferinnen haben in der Vergangenheit viel erreicht und dabei hart gekämpft. Was hierbei wichtig ist: Uns queere Menschen gibt es schon immer! Die queere Community musste sich ihre Rechte sehr hart erkämpfen, sie haben nie etwas geschenkt bekommen. Die lgbtq Community schuldet der Dominanzgesellschaft gar nichts: Als bisexuelle Frau schulde ich niemandem einen dreier, kein queerer Mensch schuldet irgendwem eine Erklärung, kein Coming out und auch keine schlechtere Bezahlung. Queere Menschen brauchen Rechte, die sie schützen! Was wir brauchen, sind ganz grundlegende menschliche Freiheiten. Queer Rights are human rights!
Die Situation queerer Jugendlicher ist auch 2022 weiterhin mehr als prekär. LGBTIQ sind vermehrt von Depressionen und Angststörungen betroffen. Fast die Hälfte der queeren jugendlichen machen Mobbing und Hasserfahrungen in der Schule. Das Suizidrisiko junger homosexueller junger Menschen ist um das 6 fache höher als bei heterosexuellen jugendlichen. Um die Situation zu verbessern, muss noch einiges getan werden!
Es ist endlich an der Zeit, dass das krass diskriminierende Transsexuellengesetz der Vergangenheit angehört, ich freue mich, dass das Selbstbestimmungsgesetz auf den Weg gebracht wurde. Aber das reicht mir nicht. Wir brauchen dringend bundesweite Aufklärungskampagnen. Diversität muss sich in den Lehrplänen wieder finden. Queere Jugendliche brauchen Anlaufstellen. Orte, an denen sie sich austauschen können, Hilfe erhalten, wenn sie sie benötigen. Und um das zu gewährleisten, brauchen wir langfristige Fördermittel.
Solange es LGBTIQ freie Zonen gibt, so lange Menschen um ihre Karriere fürchten müssen, wenn sie sich outen oder zwangsgeoutet werden, so lange werden wir nicht schweigen und weiter vehement kämpfen!
An dieser Stelle möchte ich allen Menschen danken, die heute hier nach Gera gekommen sind. Danke an das feministische Kollektiv Gera, die das heute organisiert haben. Und ich möchte allen Menschen danken, die auf den CSDs weiter für queere Rechte kämpfen, die sich tagtäglich solidarisieren und safe spaces für queere Menschen schaffen.
Gemeinsam kämpfen wir weiter!

Was ist der IDAHOBIT*?

IDAHOBIT*=International Day against Homophobia, Biphobia, Interphobia and Trans*phobia

Am 17.05.1990 entschied die WHO, Homosexualität endgültig aus dem Diagnoseschlüssel des ICD-10¹ zu streichen. Seitdem darf Homosexualität nicht mehr offiziell als Krankheit gewertet werden, was diesen Tag so bedeutsam für LGBTQIA+ Community macht. Seit 2005 findet in Erinnerung an dieses Ereigniss der IDAHOBIT* statt, an dem über diverse Aktionen weltweit auf Gewalt und Diskriminierung gegenüber der queeren Community aufmerksam gemacht wird.

Seit 1990 wurden sowohl in Deutschland als auch weltweit weitere Meilensteine zur Gleichbehandlung und Gleichberechtigung queere Menschen erreicht. Die Ehe für Alle, die Entpathologisierung von Trans*identitäten oder die Lockerung des Adoptionsrechts- um nur einige zu nennen. Dennoch sind queere Menschen weiterhin Diskriminierung und Gewalt auf Grund ihrer Sexualität und/oder Geschlecht ausgesetzt. 2021 wurden 1051 Straftaten in dem Bereich in Deutschland registriert. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein.

Der Kampf gegen Diskriminierung, Ungleichbehandlung und Verfolgung sowie Repression ist ein tägliches Anliegen der Betroffenen, der Aktivist*innen und Unterstützer*innen. Es gibt noch viel zu tun. Wir tragen dazu , mit Bildungsarbeit, Versammlungen und dem Schaffen einer Öffentlichkeit in unserer Stadt bei. Dennoch fehlt es gerade in Gera an Safe Spaces² für Betroffene!

Einige Organisationen, die wir euch empfehlen können, wenn ihr Unterstützung braucht, haben wir für euch gelistet:

Jugendhaus Shalom
C-ONE
Stadtjugendring
SOS-Kinderdorf

 


¹Der ICD-10 ist eine international genutztes Klassifizierungssystem, um Krankheiten im klinischen Kontext zu benennen.

²Safe Spaces sind Rückzugs- oder Schutzräume, in denen ein möglichst diskriminierungsfreier Umgang angestrebt wird.